ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
Eine neurologisch bedingte Entwicklungsstörung, die durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Sie kann in verschiedenen Ausprägungen auftreten, z. B. vorwiegend unaufmerksamer Typ, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ oder gemischter Typ.
Alexithymie
Auch bekannt als „Gefühlsblindheit“. Menschen mit Alexithymie haben Schwierigkeiten, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu benennen oder auszudrücken. Häufiges Begleitsymptom bei Autismus.
Depressionsattacke (nach Tony Attwood)
Plötzliche, oft intensive Einbrüche der Stimmung bei Autist:innen, die scheinbar „aus dem Nichts“ kommen. Anders als bei klassischen Depressionen verlaufen sie schubartig, klingen oft nach Stunden oder Tagen ab und stehen in Zusammenhang mit Überforderung, Ablehnung oder dem Gefühl von Kontrollverlust.
Emotionale Dysregulation
Starke Schwierigkeiten, Gefühle zu regulieren. Betroffene können auf alltägliche Reize mit extremen Emotionen reagieren. Häufig bei ADHS und Autismus.
Exekutive Funktionen
Kognitive Prozesse, die helfen, Handlungen zu planen, zu organisieren und zielgerichtet auszuführen. Störungen in diesem Bereich äußern sich z. B. in Vergesslichkeit, impulsivem Verhalten oder Planungsschwierigkeiten.
Echolalie
Das Wiederholen von Wörtern oder Sätzen anderer Personen. Kann unmittelbar (direkt nach dem Hören) oder verzögert auftreten. Häufig bei Autismus zu beobachten, oft mit kommunikativer Funktion.
Hyperfokus
Intensives, oft stundenlanges Eintauchen in eine Tätigkeit, bei der alles andere ausgeblendet wird. Tritt häufig bei ADHS oder Autismus auf.
Hypersensibilität / Hyposensibilität
Überempfindlichkeit (Hyper-) oder Unterempfindlichkeit (Hypo-) gegenüber Sinnesreizen wie Geräuschen, Licht, Berührungen oder Gerüchen.
Masking
Das bewusste oder unbewusste Verbergen autistischer Verhaltensweisen, um gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Langfristig sehr anstrengend und mit erhöhtem Risiko für Erschöpfung oder Depression verbunden.
Meltdown
Eine Form der Überforderung, bei der starke emotionale oder sensorische Reize zu einem plötzlichen, unkontrollierten Ausbruch führen (Wut, Weinen, Schreien, Rückzug).
Monotropismus
Denkstil, bei dem das Gehirn dazu neigt, sich sehr stark auf ein Interessengebiet zu fokussieren. Typisch für viele Autist:innen.
Neurotypisch
Bezeichnet Menschen, deren neurologische Entwicklung und Informationsverarbeitung als „typisch“ gilt. Das heißt: Sie entsprechen den gesellschaftlichen Normvorstellungen von Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Verhalten.
Oft als Gegenbegriff zu neurodivergent genutzt.
Neurodivers
Beschreibt das Gesamtbild: die Vielfalt neurologischer Unterschiede innerhalb der Menschheit. Der Begriff stammt aus der Neurodiversitätsbewegung und betont, dass Unterschiede (z. B. Autismus, ADHS, Dyslexie) Teil einer natürlichen Variation sind – vergleichbar mit Biodiversität. „Neurodivers“ wird korrekt für Gruppen oder Gesellschaften verwendet, nicht für Einzelpersonen („Die Gruppe ist neurodivers“, nicht: „Die Person ist neurodivers“).
Neurodivergent
Bezieht sich auf einzelne Personen, deren neurologische Verarbeitung von der Norm (neurotypisch) abweicht.
Beispiele: Autismus, ADHS, Legasthenie, Dyspraxie etc. Wichtig: „Divergent“ bedeutet nicht automatisch „krank“ oder „defizitär“, sondern einfach „anders als der Mainstream“.
Pathological Demand Avoidance (PDA)
Ein autistisches Profil, das durch extreme Vermeidung von Anforderungen geprägt ist, auch bei alltäglichen Erwartungen. Nicht offiziell als Diagnose anerkannt, aber in Großbritannien etabliert.
Prokrastination
Aufschiebeverhalten. Kann bei ADHS durch emotionale Konflikte oder fehlende Reizverarbeitung entstehen. Oft mit schlechtem Gewissen verbunden.
Rejection Sensitive Dysphoria (RSD)
Extreme emotionale Reaktion auf (vermeintliche) Ablehnung oder Kritik. Kommt häufig bei ADHS vor und kann sozial sehr belastend sein.
Reizüberflutung (Overload)
Ein Zustand, in dem das Gehirn zu viele sensorische oder emotionale Reize gleichzeitig verarbeiten muss. Führt oft zu Rückzug, Stress oder einem Shutdown.
Shutdown
Eine Form der Überforderung, bei der sich Betroffene innerlich zurückziehen und kaum noch ansprechbar sind. Häufige Reaktion bei Autismus auf Stress oder Reizüberflutung.
Spezialinteressen
Intensive, langanhaltende Beschäftigung mit einem Thema, das viel Freude bereitet und oft tiefes Fachwissen mit sich bringt. Bei Autist:innen häufig sehr ausgeprägt.
Stimming
Selbststimulierendes Verhalten (z. B. Wippen, Summen, Dinge drehen), das hilft, Stress zu regulieren oder Reize zu verarbeiten. Häufig bei Autismus.
Time Blindness (Zeitblindheit)
Schwierigkeit, Zeitspannen realistisch einzuschätzen oder zu erfassen, wie lange etwas dauert. Tritt häufig bei ADHS auf und erschwert Planung und Pünktlichkeit.
Transitionen
Wechsel von einer Situation oder Aufgabe zur nächsten. Für viele Autist:innen oder ADHS-Betroffene sehr anstrengend, weil es kognitive Umstellung erfordert.
Zentrale Kohärenz
Fähigkeit, Einzelinformationen zu einem sinnvollen Ganzen zu verknüpfen. Bei Autismus oft schwächer ausgeprägt, was zu Detailfokus führt.